Intro

Liebe LeserInnen,

wir haben bemerkt, daß es einige Verwirrung gibt über das Konzept des "Solidaritätskomitees Italien" und dem "Ausbruch/Breakout", seinem Kommunikationsinstrument. Diese möchten wir aus der Welt schaffen:

Das "Solidaritätskomitee Italien" versteht sich als internationale technische Koordinierungsstelle. Es sieht seine Aufgabe in erster Linie darin, der in Italien vorgehenden repressiven Konstruktion gegen einen Teil der anarchistischen Szene etwas entgegenzusetzen. Was ist jedoch unter einer internationalen technischen Koordinierungsstelle zu verstehen? Wir verstehen darunter eine Struktur, der technische Mittel wie Fax, Internet, Telefon, Rechtsanwaltslisten, Gefangenenlisten usw. zur Verfügung stehen, um Informationen, die uns zugesandt werden, auf schnellsten Wege auch international zu verbreiten. Damit möchten wir den GenossInnen, mit denen das Komitee koordiniert ist, die Möglichkeit geben, diese Infos in der Gesamtszene ihres Landes zu verbreiten und damit Öffentlichkeit schaffen, mit den Mitteln, die jedes Individuum und jede Gruppe für sich für angemessen hält.

Da wir von den bürgerlichen Medien so gut wie nichts halten, beziehen wir unsere Informationen im allgemeinen direkt von den betroffenen GenossInnen und deren jeweiligen Komitees und Medien, oder von anderen glaubwürdigen GenossInnen aus den betroffenen Szenen. Wenn wir einmal auf die bürgerliche Presse zurückgreifen müssen, wird die Quelle explizit genannt.

Das wiederum erklärt, warum wir uns mit einigen Vorfällen ausführlicher beschäftigen als mit anderen. Wir halten nichts davon, Infos nur deshalb abzudrucken, um die Zeitung zu füllen. Nicht zuletzt wollen wir eine Auseinandersetzung mit denjenigen führen, mit denen wir koordiniert sind, um so Vorgehensmethoden und die vorhandenen oder nicht vorhandene Affinität ergründen zu können.

Die Verantwortung dieser Koordinierungsstelle ist ausnahmslos individuell. Das heißt, daß jedes Individuum, welches sich um den Briefverkehr mit den Gefangenen kümmert, Infos weiterleitet und sich mit anderen Strukturen auseinandersetzt, individuell handelt und individuell dafür verantwortlich ist, was es wem wie schreibt. Jedes Individuum arbeitet nach eigenem Ermessen und muß sich nicht rechtfertigen, wann es kommt und geht, und handelt ausschließlich auf Basis technischer Absprachen (wer sich vorwiegend mit dem jeweiligen Gefangenen, mit dem jeweiligen Land auseinandersetzt, ohne dabei auf die Inhalte der jeweiligen Auseinandersetzungen eingehen zu müssen) und/oder der jeweiligen Sprachkenntnisse. Es gibt keine Plena, keine Gruppe, keine Programme und keine Plattformen, keine Kontrollen, Protokolle, Buchführungen oder Vorschriften.

Die Verbindungen unter den GenossInnen, die sich mit den technischen Angelegenheiten des Solikomitees befassen, beruhen auf gegenseitigem Vertrauen, Respekt und der Ernsthaftigkeit, sind also ein Teilausdruck des Konzeptes der Affinität. Diese Umstände gelten auch gegenüber den GenossInnen und Strukturen, mit denen wir auf internationaler Ebene koordiniert sind oder Kontakte pflegen.

Sinn der Zeitung "Ausbruch/Breakout" ist es, in dem uns möglichen Maß einen Überblick über repressive Vorfälle hauptsächlich in Europa und hauptsächlich gegen AnarchistInnen zu geben. Die geschilderten Vorfälle fallen manchmal aus diesem Rahmen heraus. Wir berichten trotzdem darüber, auch um festzustellen, was in anderen Szenen (autonome, kommunistische, anarchistische) geschieht und ob eventuelle Parallelen zu ziehen sind.

Da der Schwerpunkt des "Ausbruch/Breakout" im Moment Italien ist, hielten wir es für angemessen, auch inhaltlich näher auf die italienischen Zusammenhänge einzugehen. Deshalb drucken wir auch Artikel aus der ehemaligen anarchistischen Wochenzeitung Canenero (die auch kriminalisiert wurde) und aus anderen italienischen Zeitungen wie L'evasione. Wir wollen unseren LeserInnen mit diesem Einblick ermöglichen, selbst zu erkennen, worüber sich der italienische Staat eigentlich so aufregt und was als "kriminell" bezeichnet wird. Wenn wir einzelne Artikel aus den o.g. Zeitungen und Texte von Gefangenen übersetzen und veröffentlichen, bedeutet das nicht, daß der wir mit deren Inhalten 100%-ig einverstanden sind. Wir entscheiden über die Veröffentlichung von Texten nach folgenden Kriterien:

  • Bewertung des Sprachstils. Je mehr ein Text mit bestimmten Konzepten "belastet" ist, die im deutsch- und englischsprachigen Raum nicht bekannt sind, um so schwerer wird es, ihn zu übersetzen, da endlos Fußnoten gemacht werden müßten.
  • Bewertung des Gesamtinhaltes. Ein Text kann in italienischen Zusammenhängen noch so interessant sein; wenn er unserer Meinung nach jedoch im deutsch- oder englischsprachigen Raum auf Unverständnis stößt (wegen der Konzepte, der unterschiedlichen Gesetzgebungen usw.) schafft er höchstens noch mehr Verwirrung, und das ist nicht unsere Intention.
  • Bewertung von Erklärungen, die sich auf direkte Aktionen beziehen, und uns zugesandt oder der (vor allem italienischen) Szenenpresse entnommen wurden: Grundsätzlich bewerten wir eine Aktion im Zusammenhang mit ihrer Aussage. Wir finden es sicherlich erfreulich, wenn die Erklärung auf eine explizit anarchistische Aktion hinweist. Wir haben aber keine Berührungsängste mit Aktionen, die nicht von der "heiligen Anarchie" unterschrieben sind, wenn wir sie als Akt der Revolte sogenannter normaler Menschen einschätzen.
  • Wir drucken keine Organisationsvorschläge und dazugehörige Analysen. Der Ausbruch/Breakout ist keine Diskussionszeitung. Einzelne Vorschläge und Analysen aus einer breiteren Diskussion herauszureißen ist unserer Ansicht nicht nur sinnlos, sondern könnte auch zu großen Mißverständnissen führen. Für solche Zusammenhänge gibt es sicherlich angemessenere und tiefgründigere Lektüre.
  • Wir versuchen, entsprechend unserer Mittel und Möglichkeiten, alle AnarchistInnen zu unterstützen, die, wo auch immer, aus welchem Grunde auch immer, auf einer Anklagebank sitzen oder im Gefängnis sind. Das verstehen wir als Teil einer Aktiven Solidarität gegenüber Gleichgesinnten. Wir veröffentlichen jegliche Information, die sich auf Festnahmen und Kriminalisierung von AnarchistInnen und deren Strukturen bezieht, was aber noch lange nicht heißt, uns deswegen mit jeder Theorie und Methode, auf die sich einzelne Gefangene beziehen, herumschlagen zu wollen und zu können. Als IndividualistInnen tanzen wir durchs Leben, wann und mit wem es jeder und jedem einzelnen von uns Spaß macht.

    Wir bitten diejenigen deutsch- und englischsprachigen GenossInnen, die bereits, wie im Internet ersichtlich, Artikel übersetzt haben, sich bei uns zu melden, um gegebenfalls Mehrfachübersetzungen zu vermeiden, genauso wie die englischen GenossInnen, die in irgendeiner Verbindung mit den Gefangenen stehen. Zeit für Lust und Leben sollte uns doch auch noch bleiben, und zwar soviel wie nur irgend möglich!

    Der Ausbruch