Repression gegen anarchistische Zusammenhänge in Italien

Freiheit für Jean Weir, Christos Stratigopolus, Antonio Budini, Charlos
Tesseri und alle anderen anarchistischen Gefangenen
(Vorabveröffentlichung GdF Nr. 73 Sep./Okt. 96)

In unserer Nr. 70 (März 96) berichteten wir über die Verurteilung von 4
AnarchistInnen zu etlichen Jahren Knast, ermöglicht durch eine
präparierte Zeugin, und über die allgemeine Repression gegen
anarchistische Zusammenhänge in Italien.

Am 07. November 1996 steht nun der Berufungsprozeß an. Für alle die die
Story noch nicht kennen hier eine kurze Zusammenfassung:

Am 30.09.95 werden in Trient die vier AnarchistInnen Christos
Stratigopulos, Antonio Budini, Carlos Tesseri und Jean Weir wegen eines
Banküberfalls in 1. Instanz verurteilt; Carlos zu 6 Jahren Knast (da
vorbestraft), die anderen drei zu jeweils 5 Jahren. Eva Tzutzia, die 5.
Angeklagte wird freigesprochen.
Die Verurteilten hatten den Überfall zugegeben und erklärt aus
persönlicher finanzieller Not gehandelt zu haben.
Im Berufungsprozeß am 01.06.96 werden die Strafen etwas herabgesetzt: 5
Jahre für Carlos, 3 Jahre und 4 Monate für die anderen.
Der Justiz scheint im Nachhinein das Urteil nicht ausreichend. Also
erhebt sie Anklage gegen die vier wegen eines weiteren Überfalls auf zwei
Banken. Diese, sich gegenüberliegenden Banken wurden am 20.07.94
gleichzeitig ausgeräumt und waren bislang für die Bullen ein ungelöster
Fall ohne eine Spur von den TäterInnen.
Während sich der Prozeß also von Okt. 95 bis Anfang Jan. 96 ziemlich
langweilig über 4 ergebnislose Prozeßtage dahinschleppt, passiert in
Italien eine ganze Menge:
Am 16.11.95 werden im gesamten Land (einschließlich der Inseln Sizilien
und Sardinien) die Wohnungen von 60 AnarchistInnen von einer
Spezialeinheit der Carabinieri durchsucht. Gegen alle werden trotz
ergebnisloser Durchsuchungen willkürliche Ermittlungsverfahren, unter
andrem wegen "subversiver Vereinigung", "bewaffneter Vereinigung",
"Waffen- und Sprengstoffbesitz", etc. und in einem Fall sogar "Beihilfe
zum Mord" eingeleitet.
Die Presse wird auf den Prozeß aufmerksam, fragt bei den Justizbehörden
nach und verbreitet in der folgenden Zeit unkritisch deren
Vorverurteilungskampagnen. Anfang Januar verbreitet die Regenbogenpresse
die Lügen einer bis dahin unbekannten "reuigen" Kronzeugin.
Als am 09.01.96 der Prozeß fortgesetzt wird, verkündet Staatsanwalt
Giordina frohlockend, daß Mojdeh Namsetchi, eine Ex-Freundin von Carlos
Tesseri, seit Monaten mit den Staatsanwaltschaften Rom und Trient
kooperiert.
Am 16.01.96 sagt diese Kronzeugin aus, daß sie den Überfall auf die
beiden Banken zusammen mit den Angeklagten begangen habe. Die
Staatsanwaltschaft stellt die Fragen so, daß sie fast nur mit ja oder
nein antworten muß, von Anfang an sieht diese Aussage wie ein
abgekartetes Spiel aus.
Zu ihrer Motivation erklärt sie, daß sie die "anarchistische Ideologie"
niemals als die ihre empfunden hätte und den Banküberfall aus "Liebe" zu
Carlos mitgemacht hätte.
Im Verlauf ihrer Aussagen kann sie sich im Wesentlichen nur an die Vor-
und Nachnahmen ihrer MittäterInnen erinnern, wobei sie noch 3 weitere
AnarchistInnen beschuldigt (Goido Mantelli, Roberta Nano und Emma
Sassosi) - Zur Frage, was sie in der Bank gemacht habe, erklärt sie, daß
sie darüber wegen der "emotionalen Anspannung" nichts mehr wisse.
Angesichts dieser widersprüchlichen Aussagen steht außer Frage, daß es
sich um falsche Aussagen einer ebenso falschen Zeugin handelt.
Das Gericht scheinen diese ganzen Widersprüche allerdings nicht im
geringsten zu stören und die Presse berichtet diese Widersprüche außen
vor lassend, nur über die belastenden Aussagen der Kronzeugin.
Es ist nicht das erste Mal, daß Staatsanwalt Marini oder einer seine
Kollegen versucht hat falsche ZeugInnen anzuheuern. Mehreren
AnarchistInnen hat er schon entsprechende Angebote gemacht und versucht
sie dazu zu bewegen, von ihm erfundene Sachen auszusagen.
Am Tag der Urteilsverkündung (31.01.96) versuchen Bullen vor dem Saal
Auseinandersetzungen zu provozieren (wohl um danach die Öffentlichkeit
bzw. die GenossInnen der Angeklagten ausschließen zu können). Leute, die
sich nicht im Saal befinden werden aus dem Gericht geknüppelt und durch
die Straßen gejagt.
Um 12 Uhr Nachts werden die Angeklagten schuldig gesprochen: Carlos
erhält 7,5 Jahre, die anderen 6,5 Jahre.
Das bedeutet, daß die vier zusammen mit den Strafen aus dem Verfahren
bzl. des tatsächlich von ihnen begangenen Überfalls jeweils über 10 Jahre
abzusitzen haben.

Es ist auch abzusehen, daß mittels dieser "reuigen Zeugin" noch andere
GenossInnen beschuldigt und verurteilt werden (Die 3 anderen
Beschuldigten haben es vorgezogen sich irgendwelchen Prozeßen zu
entziehen. d.T.)

Soweit die Zusammenfassung; ausführliche Infos bietet die Brochüre "Hands
up!", diese ist gegen 3.- + 1,50 Porto bei

"Die Lunte"
Haus 33
Dogmagkstr. 33
80807 München

zu bestellen, der Erlös aus dem Verkauf geht an die Gefangenen.
In der Folge wollen wir noch einige Texte aus dieser Brochüre
veröffentlichen:

Gemeinsame Erklärung der in Italien verhafteten AnarchistInnen
(11.Okt.1994):
GenossInnen,
mit diesem Brief möchten wir einige Dinge klären, die uns am Herzen
liegen.
Als erstes möchten wir uns bei all denen bedanken, die uns ihre
Solidarität ausgesprochen haben und bei denen, die es noch tun werden in
der gemeinsamen Praxis des Kampfes.
Wir sind anarchistische Menschen, die durch ihren gemeinsamen Sinn für
Freiheit motiviert werden. Unseren persönlichen Geldbedarf hätten wir nie
decken wollen, indem wir andere Menschen oder uns selbst ausbeuten. Daher
haben wir uns entschlossen, unsere Aufmerksamkeit einer Bank zu schenken,
einer Institution, deren Verantwortlichkeiten wir alle kennen.
Die Aktion, die wir durchgeführt haben, ist folgendermaßen zu betrachten:
Wir wollten uns durch persönlichen Geldmangel motiviert, das wiederholen,
was uns zuvor geraubt worden ist.
Wir haben es versucht und es hat halt nicht geklappt.
Nachdem wir am 19. September in den Bergen von Chizzola in der Umgebung
von Trient festgenommen worden waren, begann die lokale Presse den Boden
für eine Verlemdungskampagne zu bereiten: IN fetten Lettern stellte man
und als eine Bande von AnarchistInnen dar, deren Spaß darin liegt, über
Leute herzufallen. Um diese These zu untermauern, versuchen sie uns noch
die zwei Banküberfälle anzuhängen, die in diesem Dorf - Ravina di Trento
- verübt worden sind.
Fotos von uns sind in allen lokalen Zeitungen erschienen und das
regionale Fernsehen hat sie wiederholt ausgestrahlt. Die Presse hat den
Ehemann von Jean - Alfredo Bonnano, seit vielen Jahren bekannter
Anarchist - als "Ex-Mitglied der Roten Brigaden" dargestellt. Unserer
Ansicht nach sollte damit die Grundlage für eine Anklage wegen
Mitgliedschaft in einer "terroristischen Vereinigung" geschaffen werden.
Der Banküberfall soll als politische Tat dargestellt werden.
Am 24. September ist den drei Männern unter uns mitgeteilt worden, daß
sie anläßlich der Überfälle in Ravina (Trient) in U-Haft sitzen.
Am 30. September, 10 Minuten vor dem Verhandlungsbeginn, wurde dreien von
uns - namentlich Antonio, Carlos und Christos - mitgeteilt, daß ihre
Waffen beschlagnahmt worden seinen mit der Begründung, "es müsse
überprüft werden, ob diese Waffen auch in anderen kriminellen Aktionen
eingesetzt worden sind". Weiter wurde uns mitgeteilt, daß unsere
Wohnungen durchsucht worden seinen und Flugblätter, Zeitungen und
sonstiges Propagandamaterial, das auf Zugehörigkeit zu einer subversiven
Vereinigung - hauptsächlich des Antonio Budini - deuten könnte,
beschlagnahmt worden sei.
Es ist leicht zu erkennen, daß hier versucht wird, einen Berg von
Anklagen zu konstruieren, um uns alle ihre ungeklärten Fälle anzuhängen.
Sie werden auch in unserem Freundeskreis herumschnüffeln und versuchen,
weitere MitstreiterInnen in ihre Schlußfolgerungen und Anklagen mit
einzuschließen.
Wir sind davon überzeugt, daß es nötig ist, diesem Versuch der
Inkriminierung eine Kraft entgegenzusetzen, die sich nicht nur auf diesen
spezifischen Fall bezieht, sondern sich auch anderen Bereichen zuwendet.
Gute Arbeit, MitstreiterInnen

Jean Weir
Antonio Budini
Christos Stratigopulos
Carlos Tesseri

Der Riese und das Kind
Vor Jahren hatte er es sich geschworen: "Bevor ich in Rente gehe, werde
ich noch eine Gruppe von Terroristen verhaften". Die Jahre sind vergangen
und das Rentenalter kommt immer näher. So hat sich Doktor Marini
entschlossen, seine leeren Worte in die Tat umzusetzen.
Vielleicht war es ja auch dieses Vorbild Pierluigi Vigna (a.d.Ü. ein
fleißiger Richter, der auch schon unter Starallüren litt und als seine
Lebnsaufgabe die Zerschlagung der AnarchistInnen sah), der ihn an seinen
Schwur erinnerte und an diejenigen, die sich schon immer über ihn lustig
gemacht haben: Die AnarchistInnen. Er, Pierluigi Vigna, hat eine Sammlung
von Mißerfolgen vorzuweisen. Seine Versuche uns zu inkriminieren, haben
sich immer als das herausgestellt, was sie auch tatsächlich waren:
Seifenblasen. Jetzt hat er es anscheinend satt immer als der Dumme
dazustehen, und hat geschickterweise die ganzen Seifenblasen dem Marini
zugesteckt, mit einer Zeugin als Beigabe.
Schaut mal, was aus dem magischen Zylinder springt: Ein schönes Häschen,
das durch seine Verleumdermentalität die ganze Zunft der Animierdamen
beleidigt, Animierdamen sind normalerweise sehr korrekte Personen, die
von ihrer Arbeit leben.
Unserem Häschen jedoch genügte es nicht, sich in unterschiedlichsten
Clubs zu verkaufen. Sie ist vom Barhocker gestiegen und hat die obszönen
Vorschläge der Spezialeinheiten ROS-CC aus Rom und der
Trient-Toskana-Römischen Ermittler als viel reizvoller empfunden. So hat
sie also begonnen sich in einem Gerichtsaal zu verkaufen. Dies ist eine
einträgliche Geldquelle, sie gibt Schutz und die Aussicht darauf, in der
Zukunft in einem auch im Winter warmen Land zu wohnen.
Kehren wir noch einen Moment zurück zu unseren Karyatiden. Nachdem sie
das Häschen dazu überredet hatten, sich zur Verfügung zu stellen (wie
alle Zuhälter haben sie es bedroht, Schutz und Geld angeboten), haben sie
Ihm eine Rolle übergeben: Die reuige Kronzeugin.
Dieses elende Wesen muß sich nun durchbeißen und nach ihren Angaben
erklären, wie sie eine Bank überfallen hat. Die Ärmste, sie kann sich an
keine Einzelheit erinnern. Wie soll sie sich auch an eine Sache erinnern,
die nie stattgefunden hat? Sie kann sich nur an Personen erinnern, deren
Namen ihr zugeflüstert wurden. Namen von Personen, die sie nie gesehen
hat, die sie vor dem September 1994 - als vier AnarchistInnen wegen eines
Bankraubs festgenommen worden sind - nie kennengelernt hatte.
Aber ihre Angaben müssen trotz der vielen Erinnerungslücken und
sympathischen "Offenbarungen" so glaubwürdig wie möglich wirken.
Obwohl sie sich im Zusammenhang mit den beiden Banküberfällen an nichts
erinnert, erleben wir, daß sie behauptet, es hätte sich nicht um 4
Personen gehandelt (Die Angeklagten: 3 Männer, 1 Frau), sondern um acht
(4 Männer, 4 Frauen), von welchen zwei dann mit dem Fahrrad geflüchtet
seien.
Wir hoffen wirklich nicht, daß sie sich in ein paar Tagen plötzlich an
die weiteren vier oder fünf AnarchistInnen erinnert, die sich aus
strategischen Gründen entlang der Fluchtstraße aufhielten und bewaffnet
mit Eimern voller Wasser die schwitzenden Radfahrer abkühlten. Um nicht
von den Zehn AnarchistInnen zu reden, die sorgfältig die Fingerabdrücke
vom Fluchtauto wegpolierten und dann den zu Fuß flüchtenden
AnarchistInnen folgten, um ihnen den Rücken bis zum Bahnhof zu decken.
Ein enorm großer Aufwand seitens der AnarchistInnen: Frauen und Männer in
gleicher Zahl (wo bleibt sonst die Gleichberechtigung), Autos, Züge,
Räder und Mittäter zu Fuß. Danken wir dem Häschen, daß sie nicht auch an
die Kinder erinnerte, die durch die schwierige Aufgabe des Bonbon-Klauens
die Aufmerksamkeit der Bullen auf sich zogen und schließlich die eroberte
"Beute" an die Kinderbevölkerung verteilten.
Also wirklich, auf der einen Seite möchten sie uns als enorme
terroristische Organisation darstellen, auf der anderen stellen sie uns
wie eine Horde Volldeppen dar, die mit einer 19-jährigen Jugendlichen -
die nicht einmal weiß was Anarchie überhaupt bedeutet, und nicht weiß,
daß wir gegen jede Form von Autorität und Organisation sind -
Banküberfälle starten.
Wir waren an diesem Tag nicht in Ravina di Trento, wo die Banküberfälle
stattgefunden haben sollen. Das Häschen aber behauptet, wir wären doch
dagewesen, und es wäre selbst mit dabei gewesen. Es sollte uns auch
erzählen, wie das alles vor sich gegangen ist. Es soll uns alles
erzählen, was es weiß. Und wenn wir sann eingeschlafen sind, soll es
dorthin zurückkehren, von wo es kam und dafür sorgen, daß es bei unserem
Aufwachen verschwunden ist.

Antonio Budini

Erklärung an das Gericht von Trient
Meine heutige Abwesenheit von diesem Gerichtsaal ist ein Akt des
Protestes - das einzige Mittel des aktiven Widerstands, das mir übrig
bleibt - gegen die polizeiliche und juristische Vorgehensweise des
Staates, der in der Vergangenheit und in der Gegenwart in gewalttätiger
und richtender Form schon immer gegen die revolutionären Aktivität der
AnarchistInnen der italienischen und internationalen Bewegung
kriminalisiert hat und weiterhin kriminalisiert.
Als Anarchist und Revolutionär weigere ich mich kategorisch, noch einmal
an der Farce eines Prozeßes gegen mich und meine GenossInnen
teilzunehmen, denn dieser ist nur der Durchsetztung des Zwanges zur
Anpassung in einem Staat nützlich; dies zu einem Zeitpunkt, zu dem
zahlreiche anarchistische und libertäre GenossInnen revolutionäre
Lebensentscheidungen getroffen haben und sich nur aus diesem Grund im
Staatsgefängnis befinden. Sie finden sich innerhalb und außerhalb
Italiens, werden angeklagt und kriminalisiert - und viele von ihnen zu
Jahren und Jahren Knast verurteilt. Dies auf dem Hintergrund des
Schauprozeßes, der heute das Ziel verfolgt, mich und meine GenossInnen in
dem Gericht von Trient zu inkriminieren.
Meinen angeblichen Richtern möchte ich nur folgendes mitteilen:
Der soziale und revolutionäre Kampf gegen den Staat und das kapital wird
nicht enden, bevor die Umstände der Ausbeitung und der Herrschaft der
"Mächtigen" über alle anderen nicht endgültig zerstört sind und solange
es keine Möglichkeit für die reale Gleichheit und die soziale Justiz
gibt, die über eure fiktive und falsche Demokratie die Oberhand gewinnen.
Es lebe die Freiheit, es lebe die Anarchie.

Christos Stratigopolos

Staatsgewalt hat keine Grenzen, die anarchistische Power aber auch nicht!
Seit eineinhalb Jahren verfolgen wir die absurde Geschichte der
unbegrenzten Möglichkeiten der Justiz in Italien. Den vier
AnarchistInnen, Jean Weir, Antonio Budini, Christos Stratagopolus und
Carlos Terresi, soll - anhand von absurden Konstrukten - für Jahre die
Möglichkeit genommen werden, frei Luft zu atmen.
Die Justiz, immer und überall, sorgt dafür daß Menschen, welche die
geschriebenen und ungeschriebenen Regeln der Gesellschft verletzen, der
Repression ausgesetzt sind. Und das war die "Schuld" der vier Gefangenen.
Sie haben sich nicht länger mit den Zwängen der Gesellschaft abfinden
können, sondern haben ihre eigenen Wege gesucht zu leben und zu
überleben.
Wir lassen uns von der Geschichte in Italien nicht entmutigen - im
Gegenteil! Das Beispiel der 4 AnarchistInnen gibt uns Kraft und
Inspiration unseren Kampf für die absolute Freiheit des Individuums in
einer herrschaftsfreien Gesellschaft fortzusetzen.
Freiheit beginnt im Bauch und im Kopf und setzt sich in Taten um - jede/r
mit seinen/ihren Mitteln und Möglichkeiten.
Wenn solidarisch sein ein subversiver Akt ist, dann sind wir alle
subversiv und solidarisieren uns mit den Gefangenen und allen kämpfenden
AnarchistInnen.

Individalistische AnarchistInnen aus Deutschland
Freunde und AnarchistInnen aus Bayern
Der Solidaritätsvirus

Soweit die Auszüge aus der Brochüre.

Post an die Gefangenen:
- Jean Helena Weir, Via Campognano 40, 20090 Opera (Mi), Italien
(englisch & italienisch)
- Antonio Budini, Via Prati Nuovi 7, 27058 Voghera (PV), Italien
(italienisch)
- Christos Stratigopulos, Via Sforzesca 49, 28100 Novara, Italien
(griechisch & italienisch)
- Carlos Tesseri, Via delle Campore 32, 05100 Terni, Italien
(italienisch)
Spendenkonto für die Gefangenen: Für Anwaltskosten und persönliche
Bedürfnisse. Ihr könnt Spenden direkt an das Konto:
Rote Hilfe - Stichwort Italien KontoNr.: 22016-803 - Postbank München
(BLZ 700 100),
schicken. Oder Ihr wendet euch an die Münchner Soli-Adresse. Die können
das Geld überbringen und ihr spart die teuren Überweisungsgebühren.



Durchsuchungen und Festnahmen in Italien
(e-mail aus München 18.09.96)

(Dokumentation eines Flugblatts aus Italien:)

Am Schwarzmarkt der Kronzeuginnen

Dort könnte sich der stellvertretende Staatsanwalt Antonio Marini und
sein Diener Ionta neue "BelastungszeugInnen" gekauft haben. In der Nacht
vom 16. zum 17.09.96 fand eine der unglaublichsten Repressionswellen
gegen einen Teil der anarchistischen Szene Italiens statt: 60
Hausdurchsuchungen, 70 Ermittlungsverfahren, 20 Haftbefehle, zusätzlich
noch 9 gegen die sowieso schon inhaftierten AnarchistInnen Jean Weir,
Antonio Budini, Carlo Tesseri, Christos Stratigopulos, Marco Camenisch
u.a. richten.
Unter den Festgenommenen befinden sich Alfredo Bonanno (Jean's Ehemann),
Guiseppina Ricobuoni (Antonios Partnerin), Stefano Moreale, Tiziano
Adreozzi, Salvatore Gugliara und Antonio Gizzo. Diese GenossInnen
befinden sich z.Zt. im Gefängnis Rebibbia in strenger Isolationshaft; sie
können nicht einmal mit ihren Anwälten sprechen. Die restlichen gesuchten
GenossInnen konnten dem Polizeiüberfall entkommen.
Die Begründungen der Haftbefehle sind ein buntes Sammelsurium ungelöster
Fälle der vergangenen 15 Jahre: "Entführung - Sprengstoffanschläge gegen
Polizei- und Armeekasernen, gegen die Kaufhauskette Standa - Autobomben
gegen Polizeiautos und ähnliches - und, als Gipfel, versuchter mehrfacher
Mord".
Den italienischen Tageszeitungen gefällt ihre Sensationsstory, in der sie
Alfredo Bonnano und seine "ExGefährtin" (die scheinen's ja genau zu
wissen !!) Jean Weir als führende Köpfe einer (in ihren paranoiden Hirnen
vorhandenen) "Revolutionären, Aufständischen, Anarchistischen
Organisation" dar, die im Unter- oder im "Ober"grund (da sind sie sich
wohl nicht einig) ihr Unwesen gegen den Staat treibe. Zu dieser gehören
dann natürlich all diejenigen GenossInnen und FreundInnen, die auf
irgendeine Weise Beziehungen zu den Gefangenen und Angeklagten haben.
Mit dieser neuerlichen Welle der Repression versucht der italienische
Staat offensichtlich, die Teilnahme möglichst vieler GenossInnen und
FreundInnen am Berufungsprozeß gegen Jean, Antonio, Christos und Carlo am
7. November in Trient zu verhindern. Es handelt sich um einen weiteren
Versuch, alle diejenigen einzusperren, die durch ihre Unbeugsamkeit die
Geschäfte der Mächtigen und ihrer Diener stören.
Was heute in Italien geschieht, kann morgen in Deutschland oder überall
in Europa ablaufen. Wir werden uns nicht einschüchtern lassen und, als
Antwort auf diese Staatsaktion, jetzt erst recht bei diesem Prozeß
erscheinen.
Anarchie kennt keine Grenzen - wir lieben unsere GenossInnen, egal, ob
sie sich in einer Zelle befinden oder nicht.
Wir grüßen die GenossInnen, die bis jetzt von diesem Polizeiüberfall noch
nicht direkt oder indirekt betroffen sind. Laßt euch nicht in den
Untergrund treiben! Wir werden unseren Kampf gemeinsam - jedeR nach
seinen Vorstellungen - fortsetzen!
Die internationalen, aufständischen Viren der Solidarität

Kontaktadresse:

Solidaritätskomitee Italien
c/o Infoladen
Breisacherstraße 12
80667 München



Verhaftungen von AnarchistInnen in Italien
freddy (freddy@mail.nadir.org) 18 Sep 1996 18:13:00 +0100

A-INFOS (D) EXTRA 1/9 1996
Folgender Text wurde am 17.9.96 im A-Infos Verteiler gepostet, in
italienischer Sprache. Hier die Uebersetzung ins Deutsche:

Am Morgen des 17 September 1996 haben ca. 300 Personen der
Sondereinheiten der roemischen Carabinieri Hausdurchsuchungen bei und
Verhaftungen von AnarchistInnen im gesamten italienischen Staatsgebiet
durchgefuehrt.
Die repressive Operation ist ein Teil eines Konstruktes, aufgebauscht vom
roemischen Richter ANTONIO MARINI und von den Staatsanwaelten IONTA und
VIGNA, mit dem Ziel die Existenz einer "Phantomaenlichen
umstuerzlerischen paramilitaerischen anarchistischen Organisation" zu
beweisen. Die erste Hausdurchsuchungswelle fand im Februar 1995 statt,
aber es wurden niemals und nirgends Waffen, Geld, Verstecke oder
Dokumente entdeckt, die der "BANDE" gehoeren koennten, welcher
tatsaechlich immer noch ein Name fehlt.
Die Aktionen am Dienstag den 17 September wurden von vermummten
Carabinieri der ROS (Spezialeinheiten, aenlich USK, a.d.Ue.) mit den
Waffen im Anschlag durchgefuehrt, die Ergebnisse sind aeusserst
grawierend: Dutzende Strafanzeigen und 29 Haftbefehle. Einige der
Beschuldigten sind sofort verhaftet worden und auf Veranlassung des
Richters MARINI sofort in das Gefaengniss von REBIBBIA ueberfuehrt
worden, andere sind zur Zeit noch untergetaucht. Die genaue Anzahl und
die Namen der Verhafteten sind noch nicht genau bekannt, sie koennen
niemanden sehen und nicht einmal mit ihren AnwaeltInnen sprechen.
Die Anklagen sind schwerwiegendst und gehen von "Umstuerzlerische
Vereinigung" ueber "Bewaffnete Raubueberfaelle" und "Waffenhandel" bis
hin zu "Mord". Praktisch wird versucht, der anarchistischen Bewegung
saemtliche ungeloeste Straftaten der letzten Jahre anzuhaengen, ohne das
es auch nur die geringsten Beweise dafuer gibt. Besonders hinweisend auf
das laufende Klima und die Akte der Verfolgung ist ein Ausspruch des
Richters MARINI: -"Bevor ich in Pension gehe werde ich eine
Terroristenbande einknasten".
Aeusserst beunruigend ist auch die Presseerklaerung der Carabinieri, in
der von einer (nicht vorhandenen) "umstuerzlerischen Organisation" die
Rede ist, welche auf "zwei Ebenen strukturiert" sein soll: eine interne,
offenbar versteckte und illegale Ebene, geschuetzt von einer "zweiten
Ebene", die sichtbarer ist, ideal um "sich in der sozialen Umgebung zu
tarnen und um gemeinsam mit andern umstuerzlerischen Subjekten in
gefaehrlichen kriminellen Vereinigungen zu wirken". Es ist eindeutig das
sie mit dieser "zweiten Ebene" vor haben, all jene Realitaeten und Orte
des Zusammenseins und der Solidaritaet treffen wollen (wie El Paso in
Turin oder andere besetzte Haeuser, Orte und Zentren in ganz Italien),
die all jene unterstuetzt haben und unterstuetzen, die sich nicht den
repressiven Apparaten des Staates unterwerfen.
Das Konstrukt der "Zweiten Ebene" ist der Mechanismus mit welchem in
naher Zukunft einer der gewalttaetigsten Angriffe auf viele Situationen
und Realitaeten der Bewegung durchgefuehrt werden koennte.
Mehr Neuigkeiten und neue Mitteilungen werden fuer die naechsten Tage
erwartet.

Ursprung: -> lucpac@freeenet.hut.fi (luc pac)> cslist@ecn.org>
http://www.geocities.com/Hollywood/3879
Uebersetzung von A-Infos (D) Nachdruck mit Quellenangabe erwuenscht,
ueber Belegexemplare wuerden wir uns freuen.
A-Infos (D) c/o Barrikade Bismarckstr. 41a 47443 Moers Deutschland
Fax.: 0(049)-2151-951806 E-Mail: 101607.2566@compuserve.com
freddy@mail.nadir.org ##



DRINGEND!
(Geist der Freiheit per e-mail + fax 18.09.96)

Repression gegen AnarchistInnen in Italien nimmt immer krassere Formen
an!

In der Nacht vom 16. auf 17. September 1996 gab es gegen die
anarchistische Szene Italiens 50 Hausdurchsuchungen in deren Folge 70
Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden (auch gegen Leute die bereits im
Knast sitzen). 20 Haftbefehle wurden ausgestellt bzw. die Leute in Haft
genommen; 9 Haftbefehle gab es gegen Leute, die bereits im Knast sitzen.

Die Vorwürfe reichen von Überfällen, subversiver Vereinigung
(italienischer § 129a) bis hin zum noch unsinnigeren Vorwurf des
(gescheiterten) "Bombenanschlags gegen Menschenmassen".

Anfang dieses Jahres wurden 4 AnarchistInnen mittels einer falschen
Kronzeugin für 2 Banküberfälle, die sie nicht begangen haben, zu 6 Jahren
Knast verurteilt. Auch von dieser Repressionswelle ist ihr Umfeld
betroffen. So wurden der Ehemann der Gefangenen Jean Weir Alfredo Bonano
sowie die Lebensgefährtin des Gefangenen Antonio Budini ebenfalls
verhaftet.

Am 07. November 1996 findet in Trient der Berufungsprozeß wegen der
beiden Überfälle statt; entsprechend waren viele der nun
kriminialisierten Menschen in der Soliarbeit für die Gefangenen und der
Vorbereitung auf den Prozeß tätig. Der AnarchistInnen-Hasser,
Staatsanwalt Marini, will wohl neben der "normalen", ständig zunehmenden
Repression gegen @-Zusammenhänge auch dafür sorgen, daß es am 07.11. in
Trient kaum noch Leute gibt die den Prozeß in Freiheit verfolgen können.

Veröffentlicht die Infos! Kommt zum Prozeß nach Trient!
Anarchie & Freiheit! Für ein Leben ohne Knäste!

a. vom GdF

Infos:

Brochüre zu den Anklagen gegen Jean Weir, Christos Stragopulos, Antonio
Budini und Carlos Terresi für 3.- & 1,50 Porto bei

Die Lunte
Haus 33
Dogmagstr. 33
80807 München

Hier gibt´s dann auch Infos zur aktuellen Repression.

Zusammenfassung im GdF Nr. 73 (2.- & 1,50 Porto)

Geist der Freiheit
c/o IL Moskito
Alte Bergheimer Str. 7a
69115 Heidelberg


Verhaftungen von AnarchistInnen in Italien
freddy (freddy@mail.nadir.org) 18 Sep 1996 18:13:00 +0100
-------------------------------------------------------------------A-INFOS (D) EXTRA 1/9 1996
Folgender Text wurde am 17.9.96 im A-Infos Verteiler gepostet, in
italienischer Sprache. Hier die Uebersetzung ins Deutsche:

Am Morgen des 17 September 1996 haben ca 300 Personen der Sondereinheiten
der roemischen Carabinieri Hausdurchsuchungen bei und Verhaftungen von
AnarchistInnen im gesamten italienischen Staatsgebiet durchgefuehrt.
Die repressive Operation ist ein Teil eines Konstruktes, aufgebauscht vom
roemischen Richter ANTONIO MARINI und von den Staatsanwaelten IONTA und
VIGNA, mit dem Ziel die Existenz einer "Phantomaenlichen
umstuerzlerischen paramilitaerischen anarchistischen Organisation" zu
beweisen. Die erste Hausdurchsuchungswelle fand im Februar 1995 statt,
aber es wurden niemals und nirgends Waffen, Geld, Verstecke oder
Dokumente entdeckt, die der "BANDE" gehoeren koennten, welcher
tatsaechlich immer noch ein Name fehlt.
Die Aktionen am Dienstag den 17 September wurden von vermummten
Carabinieri der ROS (Spezialeinheiten, aenlich USK, a.d.Ue.) mit den
Waffen im Anschlag durchgefuehrt, die Ergebnisse sind aeusserst
grawierend: Dutzende Strafanzeigen und 29 Haftbefehle. Einige der
Beschuldigten sind sofort verhaftet worden und auf Veranlassung des
Richters MARINI sofort in das Gefaengniss von REBIBBIA ueberfuehrt
worden, andere sind zur Zeit noch untergetaucht. Die genaue Anzahl und
die Namen der Verhafteten sind noch nicht genau bekannt, sie koennen
niemanden sehen und nicht einmal mit ihren AnwaeltInnen sprechen.
Die Anklagen sind schwerwiegendst und gehen von "Umstuerzlerische
Vereinigung" ueber "Bewaffnete Raubueberfaelle" und "Waffenhandel" bis
hin zu "Mord". Praktisch wird versucht, der anarchistischen Bewegung
saemtliche ungeloeste Straftaten der letzten Jahre anzuhaengen, ohne das
es auch nur die geringsten Beweise dafuer gibt. Besonders hinweisend auf
das laufende Klima und die Akte der Verfolgung ist ein Ausspruch des
Richters MARINI: -"Bevor ich in Pension gehe werde ich eine
Terroristenbande einknasten".
Aeusserst beunruigend ist auch die Presseerklaerung der Carabinieri, in
der von einer (nicht vorhandenen) "umstuerzlerischen Organisation" die
Rede ist, welche auf "zwei Ebenen strukturiert" sein soll: eine interne,
offenbar versteckte und illegale Ebene, geschuetzt von einer "zweiten
Ebene", die sichtbarer ist, ideal um "sich in der sozialen Umgebung zu
tarnen und um gemeinsam mit andern umstuerzlerischen Subjekten in
gefaehrlichen kriminellen Vereinigungen zu wirken". Es ist eindeutig das
sie mit dieser "zweiten Ebene" vor haben, all jene Realitaeten und Orte
des Zusammenseins und der Solidaritaet treffen wollen (wie El Paso in
Turin oder andere besetzte Haeuser, Orte und Zentren in ganz Italien),
die all jene unterstuetzt haben und unterstuetzen, die sich nicht den
repressiven Apparaten des Staates unterwerfen.
Das Konstrukt der "Zweiten Ebene" ist der Mechanismus mit welchem in
naher Zukunft einer der gewalttaetigsten Angriffe auf viele Situationen
und Realitaeten der Bewegung durchgefuehrt werden koennte.
Mehr Neuigkeiten und neue Mitteilungen werden fuer die naechsten Tage
erwartet.

Ursprung: lucpac@freenet.hut.fi
Uebersetzung von A-Infos (D) Nachdruck mit Quellenangabe erwuenscht,
ueber Belegexemplare wuerden wir uns freuen.
A-Infos (D) E-Mail: 101607.2566@compuserve.com - freddy@mail.nadir.org


Sun Sep 22 03:59:20 1996 GMT
freddy, email: freddy@mail.nadir.org
A-Infos Hyper-Archive: Ermittlungen in Italien gegen AnarchistInnen

Notizen des Verteidigungskomitees der AnarchistInnen ueber die letzten
Durchsuchungen und Ermittlungen.
DER LETZTE STAND SEIT DONNERSTAG DEN 19 SEPTEMBER

Aus den letzten Neuigkeiten die uns erreicht haben ist zu schliessen das
die Verhoere am Mittwoch den 18en in Rom begonnen haben um die
Gueltigkeit der Verhaftungen zu halten; Zwei Personen (eine von ihnen
ist mit Sicherheit Antonio Gizzo) sind verhoert worden. Die Ermittlungen
sind abgeschlossen, daher werden der Richter Marini und sein Diener Ionta
mit dem Antrag beginnen, 70 Personen vor Gericht zu stellen. Sollte
dieser Antrag angenommen werden, werden sowohl die bereits
Festgenommenen als auch die Beschuldigten auf freiem Fuss in kuerze eine
Vorladung zum ersten Prozesstag erhalten (wahrscheinlich in einem
Monat).
Die Festnamen folgender Personen sind noch nicht bestaetigt:

... Es folgen 6 Namen ...

Wir bitten um die Zusammenarbeit alternativer Informationsorgane und der
verschiedenen Situationen (Zentren, Gruppen o.Ae, a.d.Ue.) um die
fehlenden Daten zu vervollstaendigen und um diese und kommende
Nachrichten zu verbreiten; Ausserdem werden in kuerze Informationen ueber
kommende Aktionen und Initiativen verbreitet.
Wir bitten darueber hinaus all jene, die Flugblaetter, Dokumentationen
oder Pressemitteilungen ueber diese Sache produziert haben, uns
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Telefon haben die selbe Nummer, also ruft bitte an, bevor Ihr was
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Prozeß gegen
Jean Weir, Christos Stratigopolus, Antonio Budini,
und Charlos Tesseri
am 07.11.1996 in Trento
(Geist der Freiheit, A-Flugschrift, Nov 96)

Am 07. November 1996 fand in Trento nun der erste Verhandlungstag des
Berufungsprozeßes statt. Für alle die die Story noch nicht kennen hier
eine kurze Zusammenfassung:

(...)

Zum Prozeß am 07.11.06:
Mit einer Stunde Verspätung und unter massiver Bullenpräsenz fing der
Prozeß um 1000 Uhr an. Wie schon in der Vergangenheit wurde ein kleiner
Gerichtssaal gewählt, der nur für 25 ZuschauerInnen zugelassen ist. Mehr
als diese 25 Menschen gelangten also erst gar nicht ins Gerichtsgebäude;
die anwesenden ca. 60 Leute mußten sich abwechseln. Wie üblich bei
"Terroristenprozessen" wurden die Personalien der BesucherInnen
festgestellt, sie wurden abgetastet und mit Metaldedektoren untersucht.
Erfreulicherweise waren auch Deutsche und Schweizer GenossInnen anwesend.
Der Prozeß lief dann so ab, daß die Kronzeugin Namsetchi sich
krankgemeldet hatte. Während die Verteidigung beantragte, daß der Prozeß
bis zu ihrem Erscheinen vertagt werde, gab sich der Staatsanwalt alle
Mühe denoch, auf Basis der Akten zu verhandeln. Angesichts der wackeligen
Aussagen Namsetchis, die zu 80 % aus "weiß ich nicht mehr" und "kann mich
nicht erinnern" bestehen, ein verständliches Unterfangen. Das Gericht
entschied erstmal in Abwesenheit der Zeugin zu verhandeln.
Es ging also mehr oder weniger den ganzen Tag so ab, daß der Staatsanwalt
die Aussagen Namsetchis zitierte und gebetsmühlenartig ihre
Glaubwürdigkeit betonte, während die Verteidigung auf die massiven
Unstimmigkeiten und Widersprüche hinwies. Bis auf wenige Ausnahmen (bei
den krassesten Unterstellungen) äußerten sich die Gefangenen nicht zu dem
ganzen Mist.
Zwichendrinn gab es Versuche der Staatsanwalt einen Deal zu machen, d.h.
die Angeklagten sollten die Tat gestehen und eine mildere Strafe dafür
bekommen (um die 3 Jahre statt 6,5) - dies wurde natürlich von ihnen
abgelehnt.
Gegen 2200 Uhr gelangt das Gericht schließlich zu dem Schluß, daß ohne
die Zeugin wohl doch kein Licht in die Sache zu bringen sei; der Prozeß
wurde auf den 13. Dezember 1996 vertagt.
Angesichts dessen blieb es (abgesehen von einigen luftarmen Zivi-Autos)
im Gericht und nach dem Prozeß ziemlich ruhig.

Zur allgemeinen Repression gegen AnarchistInnen in Italien:
Unabhängig vom Prozeß wegen der angeblichen Banküberfälle wird es in
nächster Zeit noch viele Prozeße in Italien geben. Nach den
Durchsuchungen vom 16. auf 17.09.96 sind Staatsanwalt Marini und seine
Kollegen fleißig dabei Anklagen gegen AnarchistInnen zu konstruieren; ein
Teil dieser Konstrukte stützt sich auf die mittlerweile 70 Seiten
umfassenden Aussagen der Kronzeugin Namsetchi. Der Prozeß am 13.12.96 in
Rovereto hat somit eine Bedeutung über seinen Rahmen hinaus: Bleibt die
Aussage Namsetchis "glaubhaft" (was heißt das schon, wenn Leute darüber
entscheiden, deren erklärtes Lebensziel es ist AnarchistInnen
einzuknasten...), so bedeutet das für Leute in anderen Verfahren unter
Umständen 5 bis 20 Jahre Knast.

Wir finden es auch deshalb wichtig beim Prozeß am 13. Dezember so
zahlreich wie möglich zu erscheinen.
Die Bullen haben sehr nervös auf die Anwesenheit der Deutschen und
Schweizer reagiert. Scheinbar liegt ihnen nicht unbedingt viel daran,
ihre selbst nach gutbürgerlichdemokratischen Gesichtspunkten fragwürdigen
Justizpraktiken international publik werden zu lassen.
Leider sind die deutschen AnwältInnen, die eigentlich als BeobachterInnen
dem Prozeß beiwohnen wollten in letzter Minute abgesprungen, es werden
nun noch internationale AnwältInnen für den 13.12. gesucht...
Kommt zum Prozeß! Interveniert bei italienischen Konsulaten, Botschaften
und Behörden! Bedenkt dabei aber, daß die Angeklagten nichts, aber auch
gar nichts von dieser pseudo-demokratischen Justiz halten - Sie würden es
wohl alle ablehnen, sich auf diese herrschaftssichernden Gesetze zu
berufen...

Anarchie & Freiheit!
Sprengt die Mauern, holt die Menschen raus!

Geist der Freiheit, c/o IL Moskito im AZ, Alte Bergheimer Str. 7a,
D-69115 Heidelberg

Weiter Infos zum Thema:
M Solidaritätskomite "Italien", c/o Infoladen, Breisacher Str.
12, D-81677 München
M L´evasione, C.P. 45, I-38068 Rovereto (TN)