Freiheit für Jean Weir, Christos Stratigopolus, Antonio
Budini, Charlos
Tesseri und alle anderen anarchistischen Gefangenen
(Vorabveröffentlichung GdF Nr. 73 Sep./Okt. 96)
In unserer Nr. 70 (März 96) berichteten wir über die
Verurteilung von 4
AnarchistInnen zu etlichen Jahren Knast, ermöglicht durch eine
präparierte Zeugin, und über die allgemeine Repression gegen
anarchistische Zusammenhänge in Italien.
Am 07. November 1996 steht nun der Berufungsprozeß an. Für alle
die die
Story noch nicht kennen hier eine kurze Zusammenfassung:
Am 30.09.95 werden in Trient die vier AnarchistInnen Christos
Stratigopulos, Antonio Budini, Carlos Tesseri und Jean Weir wegen
eines
Banküberfalls in 1. Instanz verurteilt; Carlos zu 6 Jahren Knast
(da
vorbestraft), die anderen drei zu jeweils 5 Jahren. Eva Tzutzia,
die 5.
Angeklagte wird freigesprochen.
Die Verurteilten hatten den Überfall zugegeben und erklärt aus
persönlicher finanzieller Not gehandelt zu haben.
Im Berufungsprozeß am 01.06.96 werden die Strafen etwas
herabgesetzt: 5
Jahre für Carlos, 3 Jahre und 4 Monate für die anderen.
Der Justiz scheint im Nachhinein das Urteil nicht ausreichend.
Also
erhebt sie Anklage gegen die vier wegen eines weiteren Überfalls
auf zwei
Banken. Diese, sich gegenüberliegenden Banken wurden am 20.07.94
gleichzeitig ausgeräumt und waren bislang für die Bullen ein
ungelöster
Fall ohne eine Spur von den TäterInnen.
Während sich der Prozeß also von Okt. 95 bis Anfang Jan. 96
ziemlich
langweilig über 4 ergebnislose Prozeßtage dahinschleppt,
passiert in
Italien eine ganze Menge:
Am 16.11.95 werden im gesamten Land (einschließlich der Inseln
Sizilien
und Sardinien) die Wohnungen von 60 AnarchistInnen von einer
Spezialeinheit der Carabinieri durchsucht. Gegen alle werden
trotz
ergebnisloser Durchsuchungen willkürliche Ermittlungsverfahren,
unter
andrem wegen "subversiver Vereinigung",
"bewaffneter Vereinigung",
"Waffen- und Sprengstoffbesitz", etc. und in einem Fall
sogar "Beihilfe
zum Mord" eingeleitet.
Die Presse wird auf den Prozeß aufmerksam, fragt bei den
Justizbehörden
nach und verbreitet in der folgenden Zeit unkritisch deren
Vorverurteilungskampagnen. Anfang Januar verbreitet die
Regenbogenpresse
die Lügen einer bis dahin unbekannten "reuigen"
Kronzeugin.
Als am 09.01.96 der Prozeß fortgesetzt wird, verkündet
Staatsanwalt
Giordina frohlockend, daß Mojdeh Namsetchi, eine Ex-Freundin von
Carlos
Tesseri, seit Monaten mit den Staatsanwaltschaften Rom und Trient
kooperiert.
Am 16.01.96 sagt diese Kronzeugin aus, daß sie den Überfall auf
die
beiden Banken zusammen mit den Angeklagten begangen habe. Die
Staatsanwaltschaft stellt die Fragen so, daß sie fast nur mit ja
oder
nein antworten muß, von Anfang an sieht diese Aussage wie ein
abgekartetes Spiel aus.
Zu ihrer Motivation erklärt sie, daß sie die
"anarchistische Ideologie"
niemals als die ihre empfunden hätte und den Banküberfall aus
"Liebe" zu
Carlos mitgemacht hätte.
Im Verlauf ihrer Aussagen kann sie sich im Wesentlichen nur an
die Vor-
und Nachnahmen ihrer MittäterInnen erinnern, wobei sie noch 3
weitere
AnarchistInnen beschuldigt (Goido Mantelli, Roberta Nano und Emma
Sassosi) - Zur Frage, was sie in der Bank gemacht habe, erklärt
sie, daß
sie darüber wegen der "emotionalen Anspannung" nichts
mehr wisse.
Angesichts dieser widersprüchlichen Aussagen steht außer Frage,
daß es
sich um falsche Aussagen einer ebenso falschen Zeugin handelt.
Das Gericht scheinen diese ganzen Widersprüche allerdings nicht
im
geringsten zu stören und die Presse berichtet diese
Widersprüche außen
vor lassend, nur über die belastenden Aussagen der Kronzeugin.
Es ist nicht das erste Mal, daß Staatsanwalt Marini oder einer
seine
Kollegen versucht hat falsche ZeugInnen anzuheuern. Mehreren
AnarchistInnen hat er schon entsprechende Angebote gemacht und
versucht
sie dazu zu bewegen, von ihm erfundene Sachen auszusagen.
Am Tag der Urteilsverkündung (31.01.96) versuchen Bullen vor dem
Saal
Auseinandersetzungen zu provozieren (wohl um danach die
Öffentlichkeit
bzw. die GenossInnen der Angeklagten ausschließen zu können).
Leute, die
sich nicht im Saal befinden werden aus dem Gericht geknüppelt
und durch
die Straßen gejagt.
Um 12 Uhr Nachts werden die Angeklagten schuldig gesprochen:
Carlos
erhält 7,5 Jahre, die anderen 6,5 Jahre.
Das bedeutet, daß die vier zusammen mit den Strafen aus dem
Verfahren
bzl. des tatsächlich von ihnen begangenen Überfalls jeweils
über 10 Jahre
abzusitzen haben.
Es ist auch abzusehen, daß mittels dieser "reuigen
Zeugin" noch andere
GenossInnen beschuldigt und verurteilt werden (Die 3 anderen
Beschuldigten haben es vorgezogen sich irgendwelchen Prozeßen zu
entziehen. d.T.)
Soweit die Zusammenfassung; ausführliche Infos bietet die
Brochüre "Hands
up!", diese ist gegen 3.- + 1,50 Porto bei
"Die Lunte"
Haus 33
Dogmagkstr. 33
80807 München
zu bestellen, der Erlös aus dem Verkauf geht an die Gefangenen.
In der Folge wollen wir noch einige Texte aus dieser Brochüre
veröffentlichen:
Gemeinsame Erklärung der in Italien verhafteten AnarchistInnen
(11.Okt.1994):
GenossInnen,
mit diesem Brief möchten wir einige Dinge klären, die uns am
Herzen
liegen.
Als erstes möchten wir uns bei all denen bedanken, die uns ihre
Solidarität ausgesprochen haben und bei denen, die es noch tun
werden in
der gemeinsamen Praxis des Kampfes.
Wir sind anarchistische Menschen, die durch ihren gemeinsamen
Sinn für
Freiheit motiviert werden. Unseren persönlichen Geldbedarf
hätten wir nie
decken wollen, indem wir andere Menschen oder uns selbst
ausbeuten. Daher
haben wir uns entschlossen, unsere Aufmerksamkeit einer Bank zu
schenken,
einer Institution, deren Verantwortlichkeiten wir alle kennen.
Die Aktion, die wir durchgeführt haben, ist folgendermaßen zu
betrachten:
Wir wollten uns durch persönlichen Geldmangel motiviert, das
wiederholen,
was uns zuvor geraubt worden ist.
Wir haben es versucht und es hat halt nicht geklappt.
Nachdem wir am 19. September in den Bergen von Chizzola in der
Umgebung
von Trient festgenommen worden waren, begann die lokale Presse
den Boden
für eine Verlemdungskampagne zu bereiten: IN fetten Lettern
stellte man
und als eine Bande von AnarchistInnen dar, deren Spaß darin
liegt, über
Leute herzufallen. Um diese These zu untermauern, versuchen sie
uns noch
die zwei Banküberfälle anzuhängen, die in diesem Dorf - Ravina
di Trento
- verübt worden sind.
Fotos von uns sind in allen lokalen Zeitungen erschienen und das
regionale Fernsehen hat sie wiederholt ausgestrahlt. Die Presse
hat den
Ehemann von Jean - Alfredo Bonnano, seit vielen Jahren bekannter
Anarchist - als "Ex-Mitglied der Roten Brigaden"
dargestellt. Unserer
Ansicht nach sollte damit die Grundlage für eine Anklage wegen
Mitgliedschaft in einer "terroristischen Vereinigung"
geschaffen werden.
Der Banküberfall soll als politische Tat dargestellt werden.
Am 24. September ist den drei Männern unter uns mitgeteilt
worden, daß
sie anläßlich der Überfälle in Ravina (Trient) in U-Haft
sitzen.
Am 30. September, 10 Minuten vor dem Verhandlungsbeginn, wurde
dreien von
uns - namentlich Antonio, Carlos und Christos - mitgeteilt, daß
ihre
Waffen beschlagnahmt worden seinen mit der Begründung, "es
müsse
überprüft werden, ob diese Waffen auch in anderen kriminellen
Aktionen
eingesetzt worden sind". Weiter wurde uns mitgeteilt, daß
unsere
Wohnungen durchsucht worden seinen und Flugblätter, Zeitungen
und
sonstiges Propagandamaterial, das auf Zugehörigkeit zu einer
subversiven
Vereinigung - hauptsächlich des Antonio Budini - deuten könnte,
beschlagnahmt worden sei.
Es ist leicht zu erkennen, daß hier versucht wird, einen Berg
von
Anklagen zu konstruieren, um uns alle ihre ungeklärten Fälle
anzuhängen.
Sie werden auch in unserem Freundeskreis herumschnüffeln und
versuchen,
weitere MitstreiterInnen in ihre Schlußfolgerungen und Anklagen
mit
einzuschließen.
Wir sind davon überzeugt, daß es nötig ist, diesem Versuch der
Inkriminierung eine Kraft entgegenzusetzen, die sich nicht nur
auf diesen
spezifischen Fall bezieht, sondern sich auch anderen Bereichen
zuwendet.
Gute Arbeit, MitstreiterInnen
Jean Weir
Antonio Budini
Christos Stratigopulos
Carlos Tesseri
Der Riese und das Kind
Vor Jahren hatte er es sich geschworen: "Bevor ich in Rente
gehe, werde
ich noch eine Gruppe von Terroristen verhaften". Die Jahre
sind vergangen
und das Rentenalter kommt immer näher. So hat sich Doktor Marini
entschlossen, seine leeren Worte in die Tat umzusetzen.
Vielleicht war es ja auch dieses Vorbild Pierluigi Vigna (a.d.Ü.
ein
fleißiger Richter, der auch schon unter Starallüren litt und
als seine
Lebnsaufgabe die Zerschlagung der AnarchistInnen sah), der ihn an
seinen
Schwur erinnerte und an diejenigen, die sich schon immer über
ihn lustig
gemacht haben: Die AnarchistInnen. Er, Pierluigi Vigna, hat eine
Sammlung
von Mißerfolgen vorzuweisen. Seine Versuche uns zu
inkriminieren, haben
sich immer als das herausgestellt, was sie auch tatsächlich
waren:
Seifenblasen. Jetzt hat er es anscheinend satt immer als der
Dumme
dazustehen, und hat geschickterweise die ganzen Seifenblasen dem
Marini
zugesteckt, mit einer Zeugin als Beigabe.
Schaut mal, was aus dem magischen Zylinder springt: Ein schönes
Häschen,
das durch seine Verleumdermentalität die ganze Zunft der
Animierdamen
beleidigt, Animierdamen sind normalerweise sehr korrekte
Personen, die
von ihrer Arbeit leben.
Unserem Häschen jedoch genügte es nicht, sich in
unterschiedlichsten
Clubs zu verkaufen. Sie ist vom Barhocker gestiegen und hat die
obszönen
Vorschläge der Spezialeinheiten ROS-CC aus Rom und der
Trient-Toskana-Römischen Ermittler als viel reizvoller
empfunden. So hat
sie also begonnen sich in einem Gerichtsaal zu verkaufen. Dies
ist eine
einträgliche Geldquelle, sie gibt Schutz und die Aussicht
darauf, in der
Zukunft in einem auch im Winter warmen Land zu wohnen.
Kehren wir noch einen Moment zurück zu unseren Karyatiden.
Nachdem sie
das Häschen dazu überredet hatten, sich zur Verfügung zu
stellen (wie
alle Zuhälter haben sie es bedroht, Schutz und Geld angeboten),
haben sie
Ihm eine Rolle übergeben: Die reuige Kronzeugin.
Dieses elende Wesen muß sich nun durchbeißen und nach ihren
Angaben
erklären, wie sie eine Bank überfallen hat. Die Ärmste, sie
kann sich an
keine Einzelheit erinnern. Wie soll sie sich auch an eine Sache
erinnern,
die nie stattgefunden hat? Sie kann sich nur an Personen
erinnern, deren
Namen ihr zugeflüstert wurden. Namen von Personen, die sie nie
gesehen
hat, die sie vor dem September 1994 - als vier AnarchistInnen
wegen eines
Bankraubs festgenommen worden sind - nie kennengelernt hatte.
Aber ihre Angaben müssen trotz der vielen Erinnerungslücken und
sympathischen "Offenbarungen" so glaubwürdig wie
möglich wirken.
Obwohl sie sich im Zusammenhang mit den beiden Banküberfällen
an nichts
erinnert, erleben wir, daß sie behauptet, es hätte sich nicht
um 4
Personen gehandelt (Die Angeklagten: 3 Männer, 1 Frau), sondern
um acht
(4 Männer, 4 Frauen), von welchen zwei dann mit dem Fahrrad
geflüchtet
seien.
Wir hoffen wirklich nicht, daß sie sich in ein paar Tagen
plötzlich an
die weiteren vier oder fünf AnarchistInnen erinnert, die sich
aus
strategischen Gründen entlang der Fluchtstraße aufhielten und
bewaffnet
mit Eimern voller Wasser die schwitzenden Radfahrer abkühlten.
Um nicht
von den Zehn AnarchistInnen zu reden, die sorgfältig die
Fingerabdrücke
vom Fluchtauto wegpolierten und dann den zu Fuß flüchtenden
AnarchistInnen folgten, um ihnen den Rücken bis zum Bahnhof zu
decken.
Ein enorm großer Aufwand seitens der AnarchistInnen: Frauen und
Männer in
gleicher Zahl (wo bleibt sonst die Gleichberechtigung), Autos,
Züge,
Räder und Mittäter zu Fuß. Danken wir dem Häschen, daß sie
nicht auch an
die Kinder erinnerte, die durch die schwierige Aufgabe des
Bonbon-Klauens
die Aufmerksamkeit der Bullen auf sich zogen und schließlich die
eroberte
"Beute" an die Kinderbevölkerung verteilten.
Also wirklich, auf der einen Seite möchten sie uns als enorme
terroristische Organisation darstellen, auf der anderen stellen
sie uns
wie eine Horde Volldeppen dar, die mit einer 19-jährigen
Jugendlichen -
die nicht einmal weiß was Anarchie überhaupt bedeutet, und
nicht weiß,
daß wir gegen jede Form von Autorität und Organisation sind -
Banküberfälle starten.
Wir waren an diesem Tag nicht in Ravina di Trento, wo die
Banküberfälle
stattgefunden haben sollen. Das Häschen aber behauptet, wir
wären doch
dagewesen, und es wäre selbst mit dabei gewesen. Es sollte uns
auch
erzählen, wie das alles vor sich gegangen ist. Es soll uns alles
erzählen, was es weiß. Und wenn wir sann eingeschlafen sind,
soll es
dorthin zurückkehren, von wo es kam und dafür sorgen, daß es
bei unserem
Aufwachen verschwunden ist.
Antonio Budini
Erklärung an das Gericht von Trient
Meine heutige Abwesenheit von diesem Gerichtsaal ist ein Akt des
Protestes - das einzige Mittel des aktiven Widerstands, das mir
übrig
bleibt - gegen die polizeiliche und juristische Vorgehensweise
des
Staates, der in der Vergangenheit und in der Gegenwart in
gewalttätiger
und richtender Form schon immer gegen die revolutionären
Aktivität der
AnarchistInnen der italienischen und internationalen Bewegung
kriminalisiert hat und weiterhin kriminalisiert.
Als Anarchist und Revolutionär weigere ich mich kategorisch,
noch einmal
an der Farce eines Prozeßes gegen mich und meine GenossInnen
teilzunehmen, denn dieser ist nur der Durchsetztung des Zwanges
zur
Anpassung in einem Staat nützlich; dies zu einem Zeitpunkt, zu
dem
zahlreiche anarchistische und libertäre GenossInnen
revolutionäre
Lebensentscheidungen getroffen haben und sich nur aus diesem
Grund im
Staatsgefängnis befinden. Sie finden sich innerhalb und
außerhalb
Italiens, werden angeklagt und kriminalisiert - und viele von
ihnen zu
Jahren und Jahren Knast verurteilt. Dies auf dem Hintergrund des
Schauprozeßes, der heute das Ziel verfolgt, mich und meine
GenossInnen in
dem Gericht von Trient zu inkriminieren.
Meinen angeblichen Richtern möchte ich nur folgendes mitteilen:
Der soziale und revolutionäre Kampf gegen den Staat und das
kapital wird
nicht enden, bevor die Umstände der Ausbeitung und der
Herrschaft der
"Mächtigen" über alle anderen nicht endgültig
zerstört sind und solange
es keine Möglichkeit für die reale Gleichheit und die soziale
Justiz
gibt, die über eure fiktive und falsche Demokratie die Oberhand
gewinnen.
Es lebe die Freiheit, es lebe die Anarchie.
Christos Stratigopolos
Staatsgewalt hat keine Grenzen, die anarchistische Power aber
auch nicht!
Seit eineinhalb Jahren verfolgen wir die absurde Geschichte der
unbegrenzten Möglichkeiten der Justiz in Italien. Den vier
AnarchistInnen, Jean Weir, Antonio Budini, Christos Stratagopolus
und
Carlos Terresi, soll - anhand von absurden Konstrukten - für
Jahre die
Möglichkeit genommen werden, frei Luft zu atmen.
Die Justiz, immer und überall, sorgt dafür daß Menschen,
welche die
geschriebenen und ungeschriebenen Regeln der Gesellschft
verletzen, der
Repression ausgesetzt sind. Und das war die "Schuld"
der vier Gefangenen.
Sie haben sich nicht länger mit den Zwängen der Gesellschaft
abfinden
können, sondern haben ihre eigenen Wege gesucht zu leben und zu
überleben.
Wir lassen uns von der Geschichte in Italien nicht entmutigen -
im
Gegenteil! Das Beispiel der 4 AnarchistInnen gibt uns Kraft und
Inspiration unseren Kampf für die absolute Freiheit des
Individuums in
einer herrschaftsfreien Gesellschaft fortzusetzen.
Freiheit beginnt im Bauch und im Kopf und setzt sich in Taten um
- jede/r
mit seinen/ihren Mitteln und Möglichkeiten.
Wenn solidarisch sein ein subversiver Akt ist, dann sind wir alle
subversiv und solidarisieren uns mit den Gefangenen und allen
kämpfenden
AnarchistInnen.
Individalistische AnarchistInnen aus Deutschland
Freunde und AnarchistInnen aus Bayern
Der Solidaritätsvirus
Soweit die Auszüge aus der Brochüre.
Post an die Gefangenen:
- Jean Helena Weir, Via Campognano 40, 20090 Opera (Mi), Italien
(englisch & italienisch)
- Antonio Budini, Via Prati Nuovi 7, 27058 Voghera (PV), Italien
(italienisch)
- Christos Stratigopulos, Via Sforzesca 49, 28100 Novara, Italien
(griechisch & italienisch)
- Carlos Tesseri, Via delle Campore 32, 05100 Terni, Italien
(italienisch)
Spendenkonto für die Gefangenen: Für Anwaltskosten und
persönliche
Bedürfnisse. Ihr könnt Spenden direkt an das Konto:
Rote Hilfe - Stichwort Italien KontoNr.: 22016-803 - Postbank
München
(BLZ 700 100),
schicken. Oder Ihr wendet euch an die Münchner Soli-Adresse. Die
können
das Geld überbringen und ihr spart die teuren
Überweisungsgebühren.
Durchsuchungen und Festnahmen in Italien
(e-mail aus München 18.09.96)
(Dokumentation eines Flugblatts aus Italien:)
Am Schwarzmarkt der Kronzeuginnen
Dort könnte sich der stellvertretende Staatsanwalt Antonio
Marini und
sein Diener Ionta neue "BelastungszeugInnen" gekauft
haben. In der Nacht
vom 16. zum 17.09.96 fand eine der unglaublichsten
Repressionswellen
gegen einen Teil der anarchistischen Szene Italiens statt: 60
Hausdurchsuchungen, 70 Ermittlungsverfahren, 20 Haftbefehle,
zusätzlich
noch 9 gegen die sowieso schon inhaftierten AnarchistInnen Jean
Weir,
Antonio Budini, Carlo Tesseri, Christos Stratigopulos, Marco
Camenisch
u.a. richten.
Unter den Festgenommenen befinden sich Alfredo Bonanno (Jean's
Ehemann),
Guiseppina Ricobuoni (Antonios Partnerin), Stefano Moreale,
Tiziano
Adreozzi, Salvatore Gugliara und Antonio Gizzo. Diese GenossInnen
befinden sich z.Zt. im Gefängnis Rebibbia in strenger
Isolationshaft; sie
können nicht einmal mit ihren Anwälten sprechen. Die restlichen
gesuchten
GenossInnen konnten dem Polizeiüberfall entkommen.
Die Begründungen der Haftbefehle sind ein buntes Sammelsurium
ungelöster
Fälle der vergangenen 15 Jahre: "Entführung -
Sprengstoffanschläge gegen
Polizei- und Armeekasernen, gegen die Kaufhauskette Standa -
Autobomben
gegen Polizeiautos und ähnliches - und, als Gipfel, versuchter
mehrfacher
Mord".
Den italienischen Tageszeitungen gefällt ihre Sensationsstory,
in der sie
Alfredo Bonnano und seine "ExGefährtin" (die
scheinen's ja genau zu
wissen !!) Jean Weir als führende Köpfe einer (in ihren
paranoiden Hirnen
vorhandenen) "Revolutionären, Aufständischen,
Anarchistischen
Organisation" dar, die im Unter- oder im
"Ober"grund (da sind sie sich
wohl nicht einig) ihr Unwesen gegen den Staat treibe. Zu dieser
gehören
dann natürlich all diejenigen GenossInnen und FreundInnen, die
auf
irgendeine Weise Beziehungen zu den Gefangenen und Angeklagten
haben.
Mit dieser neuerlichen Welle der Repression versucht der
italienische
Staat offensichtlich, die Teilnahme möglichst vieler GenossInnen
und
FreundInnen am Berufungsprozeß gegen Jean, Antonio, Christos und
Carlo am
7. November in Trient zu verhindern. Es handelt sich um einen
weiteren
Versuch, alle diejenigen einzusperren, die durch ihre
Unbeugsamkeit die
Geschäfte der Mächtigen und ihrer Diener stören.
Was heute in Italien geschieht, kann morgen in Deutschland oder
überall
in Europa ablaufen. Wir werden uns nicht einschüchtern lassen
und, als
Antwort auf diese Staatsaktion, jetzt erst recht bei diesem
Prozeß
erscheinen.
Anarchie kennt keine Grenzen - wir lieben unsere GenossInnen,
egal, ob
sie sich in einer Zelle befinden oder nicht.
Wir grüßen die GenossInnen, die bis jetzt von diesem
Polizeiüberfall noch
nicht direkt oder indirekt betroffen sind. Laßt euch nicht in
den
Untergrund treiben! Wir werden unseren Kampf gemeinsam - jedeR
nach
seinen Vorstellungen - fortsetzen!
Die internationalen, aufständischen Viren der Solidarität
Kontaktadresse:
Solidaritätskomitee Italien
c/o Infoladen
Breisacherstraße 12
80667 München
Verhaftungen von AnarchistInnen in Italien
freddy (freddy@mail.nadir.org) 18 Sep 1996 18:13:00 +0100
A-INFOS (D) EXTRA 1/9 1996
Folgender Text wurde am 17.9.96 im A-Infos Verteiler gepostet, in
italienischer Sprache. Hier die Uebersetzung ins Deutsche:
Am Morgen des 17 September 1996 haben ca. 300 Personen der
Sondereinheiten der roemischen Carabinieri Hausdurchsuchungen bei
und
Verhaftungen von AnarchistInnen im gesamten italienischen
Staatsgebiet
durchgefuehrt.
Die repressive Operation ist ein Teil eines Konstruktes,
aufgebauscht vom
roemischen Richter ANTONIO MARINI und von den Staatsanwaelten
IONTA und
VIGNA, mit dem Ziel die Existenz einer "Phantomaenlichen
umstuerzlerischen paramilitaerischen anarchistischen
Organisation" zu
beweisen. Die erste Hausdurchsuchungswelle fand im Februar 1995
statt,
aber es wurden niemals und nirgends Waffen, Geld, Verstecke oder
Dokumente entdeckt, die der "BANDE" gehoeren koennten,
welcher
tatsaechlich immer noch ein Name fehlt.
Die Aktionen am Dienstag den 17 September wurden von vermummten
Carabinieri der ROS (Spezialeinheiten, aenlich USK, a.d.Ue.) mit
den
Waffen im Anschlag durchgefuehrt, die Ergebnisse sind aeusserst
grawierend: Dutzende Strafanzeigen und 29 Haftbefehle. Einige der
Beschuldigten sind sofort verhaftet worden und auf Veranlassung
des
Richters MARINI sofort in das Gefaengniss von REBIBBIA
ueberfuehrt
worden, andere sind zur Zeit noch untergetaucht. Die genaue
Anzahl und
die Namen der Verhafteten sind noch nicht genau bekannt, sie
koennen
niemanden sehen und nicht einmal mit ihren AnwaeltInnen sprechen.
Die Anklagen sind schwerwiegendst und gehen von
"Umstuerzlerische
Vereinigung" ueber "Bewaffnete Raubueberfaelle"
und "Waffenhandel" bis
hin zu "Mord". Praktisch wird versucht, der
anarchistischen Bewegung
saemtliche ungeloeste Straftaten der letzten Jahre anzuhaengen,
ohne das
es auch nur die geringsten Beweise dafuer gibt. Besonders
hinweisend auf
das laufende Klima und die Akte der Verfolgung ist ein Ausspruch
des
Richters MARINI: -"Bevor ich in Pension gehe werde ich eine
Terroristenbande einknasten".
Aeusserst beunruigend ist auch die Presseerklaerung der
Carabinieri, in
der von einer (nicht vorhandenen) "umstuerzlerischen
Organisation" die
Rede ist, welche auf "zwei Ebenen strukturiert" sein
soll: eine interne,
offenbar versteckte und illegale Ebene, geschuetzt von einer
"zweiten
Ebene", die sichtbarer ist, ideal um "sich in der
sozialen Umgebung zu
tarnen und um gemeinsam mit andern umstuerzlerischen Subjekten in
gefaehrlichen kriminellen Vereinigungen zu wirken". Es ist
eindeutig das
sie mit dieser "zweiten Ebene" vor haben, all jene
Realitaeten und Orte
des Zusammenseins und der Solidaritaet treffen wollen (wie El
Paso in
Turin oder andere besetzte Haeuser, Orte und Zentren in ganz
Italien),
die all jene unterstuetzt haben und unterstuetzen, die sich nicht
den
repressiven Apparaten des Staates unterwerfen.
Das Konstrukt der "Zweiten Ebene" ist der Mechanismus
mit welchem in
naher Zukunft einer der gewalttaetigsten Angriffe auf viele
Situationen
und Realitaeten der Bewegung durchgefuehrt werden koennte.
Mehr Neuigkeiten und neue Mitteilungen werden fuer die naechsten
Tage
erwartet.
Ursprung: -> lucpac@freeenet.hut.fi (luc pac)>
cslist@ecn.org>
http://www.geocities.com/Hollywood/3879
Uebersetzung von A-Infos (D) Nachdruck mit Quellenangabe
erwuenscht,
ueber Belegexemplare wuerden wir uns freuen.
A-Infos (D) c/o Barrikade Bismarckstr. 41a 47443 Moers
Deutschland
Fax.: 0(049)-2151-951806 E-Mail: 101607.2566@compuserve.com
freddy@mail.nadir.org ##
DRINGEND!
(Geist der Freiheit per e-mail + fax 18.09.96)
Repression gegen AnarchistInnen in Italien nimmt immer krassere
Formen
an!
In der Nacht vom 16. auf 17. September 1996 gab es gegen die
anarchistische Szene Italiens 50 Hausdurchsuchungen in deren
Folge 70
Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden (auch gegen Leute die
bereits im
Knast sitzen). 20 Haftbefehle wurden ausgestellt bzw. die Leute
in Haft
genommen; 9 Haftbefehle gab es gegen Leute, die bereits im Knast
sitzen.
Die Vorwürfe reichen von Überfällen, subversiver Vereinigung
(italienischer § 129a) bis hin zum noch unsinnigeren Vorwurf des
(gescheiterten) "Bombenanschlags gegen Menschenmassen".
Anfang dieses Jahres wurden 4 AnarchistInnen mittels einer
falschen
Kronzeugin für 2 Banküberfälle, die sie nicht begangen haben,
zu 6 Jahren
Knast verurteilt. Auch von dieser Repressionswelle ist ihr Umfeld
betroffen. So wurden der Ehemann der Gefangenen Jean Weir Alfredo
Bonano
sowie die Lebensgefährtin des Gefangenen Antonio Budini
ebenfalls
verhaftet.
Am 07. November 1996 findet in Trient der Berufungsprozeß wegen
der
beiden Überfälle statt; entsprechend waren viele der nun
kriminialisierten Menschen in der Soliarbeit für die Gefangenen
und der
Vorbereitung auf den Prozeß tätig. Der AnarchistInnen-Hasser,
Staatsanwalt Marini, will wohl neben der "normalen",
ständig zunehmenden
Repression gegen @-Zusammenhänge auch dafür sorgen, daß es am
07.11. in
Trient kaum noch Leute gibt die den Prozeß in Freiheit verfolgen
können.
Veröffentlicht die Infos! Kommt zum Prozeß nach Trient!
Anarchie & Freiheit! Für ein Leben ohne Knäste!
a. vom GdF
Infos:
Brochüre zu den Anklagen gegen Jean Weir, Christos Stragopulos,
Antonio
Budini und Carlos Terresi für 3.- & 1,50 Porto bei
Die Lunte
Haus 33
Dogmagstr. 33
80807 München
Hier gibt´s dann auch Infos zur aktuellen Repression.
Zusammenfassung im GdF Nr. 73 (2.- & 1,50 Porto)
Geist der Freiheit
c/o IL Moskito
Alte Bergheimer Str. 7a
69115 Heidelberg
Verhaftungen von AnarchistInnen in Italien
freddy (freddy@mail.nadir.org) 18 Sep 1996 18:13:00 +0100
-------------------------------------------------------------------A-INFOS
(D) EXTRA 1/9 1996
Folgender Text wurde am 17.9.96 im A-Infos Verteiler gepostet, in
italienischer Sprache. Hier die Uebersetzung ins Deutsche:
Am Morgen des 17 September 1996 haben ca 300 Personen der
Sondereinheiten
der roemischen Carabinieri Hausdurchsuchungen bei und
Verhaftungen von
AnarchistInnen im gesamten italienischen Staatsgebiet
durchgefuehrt.
Die repressive Operation ist ein Teil eines Konstruktes,
aufgebauscht vom
roemischen Richter ANTONIO MARINI und von den Staatsanwaelten
IONTA und
VIGNA, mit dem Ziel die Existenz einer "Phantomaenlichen
umstuerzlerischen paramilitaerischen anarchistischen
Organisation" zu
beweisen. Die erste Hausdurchsuchungswelle fand im Februar 1995
statt,
aber es wurden niemals und nirgends Waffen, Geld, Verstecke oder
Dokumente entdeckt, die der "BANDE" gehoeren koennten,
welcher
tatsaechlich immer noch ein Name fehlt.
Die Aktionen am Dienstag den 17 September wurden von vermummten
Carabinieri der ROS (Spezialeinheiten, aenlich USK, a.d.Ue.) mit
den
Waffen im Anschlag durchgefuehrt, die Ergebnisse sind aeusserst
grawierend: Dutzende Strafanzeigen und 29 Haftbefehle. Einige der
Beschuldigten sind sofort verhaftet worden und auf Veranlassung
des
Richters MARINI sofort in das Gefaengniss von REBIBBIA
ueberfuehrt
worden, andere sind zur Zeit noch untergetaucht. Die genaue
Anzahl und
die Namen der Verhafteten sind noch nicht genau bekannt, sie
koennen
niemanden sehen und nicht einmal mit ihren AnwaeltInnen sprechen.
Die Anklagen sind schwerwiegendst und gehen von
"Umstuerzlerische
Vereinigung" ueber "Bewaffnete Raubueberfaelle"
und "Waffenhandel" bis
hin zu "Mord". Praktisch wird versucht, der
anarchistischen Bewegung
saemtliche ungeloeste Straftaten der letzten Jahre anzuhaengen,
ohne das
es auch nur die geringsten Beweise dafuer gibt. Besonders
hinweisend auf
das laufende Klima und die Akte der Verfolgung ist ein Ausspruch
des
Richters MARINI: -"Bevor ich in Pension gehe werde ich eine
Terroristenbande einknasten".
Aeusserst beunruigend ist auch die Presseerklaerung der
Carabinieri, in
der von einer (nicht vorhandenen) "umstuerzlerischen
Organisation" die
Rede ist, welche auf "zwei Ebenen strukturiert" sein
soll: eine interne,
offenbar versteckte und illegale Ebene, geschuetzt von einer
"zweiten
Ebene", die sichtbarer ist, ideal um "sich in der
sozialen Umgebung zu
tarnen und um gemeinsam mit andern umstuerzlerischen Subjekten in
gefaehrlichen kriminellen Vereinigungen zu wirken". Es ist
eindeutig das
sie mit dieser "zweiten Ebene" vor haben, all jene
Realitaeten und Orte
des Zusammenseins und der Solidaritaet treffen wollen (wie El
Paso in
Turin oder andere besetzte Haeuser, Orte und Zentren in ganz
Italien),
die all jene unterstuetzt haben und unterstuetzen, die sich nicht
den
repressiven Apparaten des Staates unterwerfen.
Das Konstrukt der "Zweiten Ebene" ist der Mechanismus
mit welchem in
naher Zukunft einer der gewalttaetigsten Angriffe auf viele
Situationen
und Realitaeten der Bewegung durchgefuehrt werden koennte.
Mehr Neuigkeiten und neue Mitteilungen werden fuer die naechsten
Tage
erwartet.
Ursprung: lucpac@freenet.hut.fi
Uebersetzung von A-Infos (D) Nachdruck mit Quellenangabe
erwuenscht,
ueber Belegexemplare wuerden wir uns freuen.
A-Infos (D) E-Mail: 101607.2566@compuserve.com -
freddy@mail.nadir.org
Sun Sep 22 03:59:20 1996 GMT
freddy, email: freddy@mail.nadir.org
A-Infos Hyper-Archive: Ermittlungen in Italien gegen
AnarchistInnen
Notizen des Verteidigungskomitees der AnarchistInnen ueber die
letzten
Durchsuchungen und Ermittlungen.
DER LETZTE STAND SEIT DONNERSTAG DEN 19 SEPTEMBER
Aus den letzten Neuigkeiten die uns erreicht haben ist zu
schliessen das
die Verhoere am Mittwoch den 18en in Rom begonnen haben um die
Gueltigkeit der Verhaftungen zu halten; Zwei Personen (eine von
ihnen
ist mit Sicherheit Antonio Gizzo) sind verhoert worden. Die
Ermittlungen
sind abgeschlossen, daher werden der Richter Marini und sein
Diener Ionta
mit dem Antrag beginnen, 70 Personen vor Gericht zu stellen.
Sollte
dieser Antrag angenommen werden, werden sowohl die bereits
Festgenommenen als auch die Beschuldigten auf freiem Fuss in
kuerze eine
Vorladung zum ersten Prozesstag erhalten (wahrscheinlich in einem
Monat).
Die Festnamen folgender Personen sind noch nicht bestaetigt:
... Es folgen 6 Namen ...
Wir bitten um die Zusammenarbeit alternativer Informationsorgane
und der
verschiedenen Situationen (Zentren, Gruppen o.Ae, a.d.Ue.) um die
fehlenden Daten zu vervollstaendigen und um diese und kommende
Nachrichten zu verbreiten; Ausserdem werden in kuerze
Informationen ueber
kommende Aktionen und Initiativen verbreitet.
Wir bitten darueber hinaus all jene, die Flugblaetter,
Dokumentationen
oder Pressemitteilungen ueber diese Sache produziert haben, uns
Belegexemplare zukommen per Post oder Fax zukommen zu lassen (Fax
und
Telefon haben die selbe Nummer, also ruft bitte an, bevor Ihr was
schickt!).
INFORMATIONEN:
El Paso Occupato
Via Passo Buole 47
10127 Turin
(0039 von D) (0)11 - 317 41 07
Übersetzung:
A-Infos (D)
c/o Barrikade
Bismarckstr. 41a
47443 Moers
Deutschland
Fax.: 0(049)-2151-951806 E-Mail:101607.2566@compuserve.com
Prozeß gegen
Jean Weir, Christos Stratigopolus, Antonio Budini,
und Charlos Tesseri
am 07.11.1996 in Trento
(Geist der Freiheit, A-Flugschrift, Nov 96)
Am 07. November 1996 fand in Trento nun der erste Verhandlungstag
des
Berufungsprozeßes statt. Für alle die die Story noch nicht
kennen hier
eine kurze Zusammenfassung:
(...)
Zum Prozeß am 07.11.06:
Mit einer Stunde Verspätung und unter massiver Bullenpräsenz
fing der
Prozeß um 1000 Uhr an. Wie schon in der Vergangenheit wurde ein
kleiner
Gerichtssaal gewählt, der nur für 25 ZuschauerInnen zugelassen
ist. Mehr
als diese 25 Menschen gelangten also erst gar nicht ins
Gerichtsgebäude;
die anwesenden ca. 60 Leute mußten sich abwechseln. Wie üblich
bei
"Terroristenprozessen" wurden die Personalien der
BesucherInnen
festgestellt, sie wurden abgetastet und mit Metaldedektoren
untersucht.
Erfreulicherweise waren auch Deutsche und Schweizer GenossInnen
anwesend.
Der Prozeß lief dann so ab, daß die Kronzeugin Namsetchi sich
krankgemeldet hatte. Während die Verteidigung beantragte, daß
der Prozeß
bis zu ihrem Erscheinen vertagt werde, gab sich der Staatsanwalt
alle
Mühe denoch, auf Basis der Akten zu verhandeln. Angesichts der
wackeligen
Aussagen Namsetchis, die zu 80 % aus "weiß ich nicht
mehr" und "kann mich
nicht erinnern" bestehen, ein verständliches Unterfangen.
Das Gericht
entschied erstmal in Abwesenheit der Zeugin zu verhandeln.
Es ging also mehr oder weniger den ganzen Tag so ab, daß der
Staatsanwalt
die Aussagen Namsetchis zitierte und gebetsmühlenartig ihre
Glaubwürdigkeit betonte, während die Verteidigung auf die
massiven
Unstimmigkeiten und Widersprüche hinwies. Bis auf wenige
Ausnahmen (bei
den krassesten Unterstellungen) äußerten sich die Gefangenen
nicht zu dem
ganzen Mist.
Zwichendrinn gab es Versuche der Staatsanwalt einen Deal zu
machen, d.h.
die Angeklagten sollten die Tat gestehen und eine mildere Strafe
dafür
bekommen (um die 3 Jahre statt 6,5) - dies wurde natürlich von
ihnen
abgelehnt.
Gegen 2200 Uhr gelangt das Gericht schließlich zu dem Schluß,
daß ohne
die Zeugin wohl doch kein Licht in die Sache zu bringen sei; der
Prozeß
wurde auf den 13. Dezember 1996 vertagt.
Angesichts dessen blieb es (abgesehen von einigen luftarmen
Zivi-Autos)
im Gericht und nach dem Prozeß ziemlich ruhig.
Zur allgemeinen Repression gegen AnarchistInnen in Italien:
Unabhängig vom Prozeß wegen der angeblichen Banküberfälle
wird es in
nächster Zeit noch viele Prozeße in Italien geben. Nach den
Durchsuchungen vom 16. auf 17.09.96 sind Staatsanwalt Marini und
seine
Kollegen fleißig dabei Anklagen gegen AnarchistInnen zu
konstruieren; ein
Teil dieser Konstrukte stützt sich auf die mittlerweile 70
Seiten
umfassenden Aussagen der Kronzeugin Namsetchi. Der Prozeß am
13.12.96 in
Rovereto hat somit eine Bedeutung über seinen Rahmen hinaus:
Bleibt die
Aussage Namsetchis "glaubhaft" (was heißt das schon,
wenn Leute darüber
entscheiden, deren erklärtes Lebensziel es ist AnarchistInnen
einzuknasten...), so bedeutet das für Leute in anderen Verfahren
unter
Umständen 5 bis 20 Jahre Knast.
Wir finden es auch deshalb wichtig beim Prozeß am 13. Dezember
so
zahlreich wie möglich zu erscheinen.
Die Bullen haben sehr nervös auf die Anwesenheit der Deutschen
und
Schweizer reagiert. Scheinbar liegt ihnen nicht unbedingt viel
daran,
ihre selbst nach gutbürgerlichdemokratischen Gesichtspunkten
fragwürdigen
Justizpraktiken international publik werden zu lassen.
Leider sind die deutschen AnwältInnen, die eigentlich als
BeobachterInnen
dem Prozeß beiwohnen wollten in letzter Minute abgesprungen, es
werden
nun noch internationale AnwältInnen für den 13.12. gesucht...
Kommt zum Prozeß! Interveniert bei italienischen Konsulaten,
Botschaften
und Behörden! Bedenkt dabei aber, daß die Angeklagten nichts,
aber auch
gar nichts von dieser pseudo-demokratischen Justiz halten - Sie
würden es
wohl alle ablehnen, sich auf diese herrschaftssichernden Gesetze
zu
berufen...
Anarchie & Freiheit!
Sprengt die Mauern, holt die Menschen raus!
Geist der Freiheit, c/o IL Moskito im AZ, Alte Bergheimer Str.
7a,
D-69115 Heidelberg
Weiter Infos zum Thema:
M Solidaritätskomite "Italien", c/o Infoladen,
Breisacher Str.
12, D-81677 München
M L´evasione, C.P. 45, I-38068 Rovereto (TN)